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Peter Garrett: The True North (Review)

Artist:

Peter Garrett

Peter Garrett: The True North
Album:

The True North

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Rock, Singer/Songwriter, Folk

Label: Sony Music
Spieldauer: 36:48
Erschienen: 15.03.2024
Website: [Link]

Oha! MIDNIGHT OIL sind zurück! Zwar nicht als Band, aber im Grunde in der Lichtgestalt ihres Frontmannes PETER GARRETT, der selbst im Alter von nunmehr 70 Jahren auch auf „The True North“ wieder die Betten brennen (oder wenigstens flackern) lässt, die seine Band und er anno 1987 auf dem als bestes australisches Album aller Zeiten gehandelten „Diesel And Dust“ entfachten.
Diesmal also heißt das Album „The True North“ und was vor 37 Jahren „Beds Are Burning“ war, nimmt nunmehr ein Song wie „Permaglow“ ein. Auch in ihm geht es um die Unterdrückung, diesmal zwar nicht der Aborigines, sondern der an den Rand der Gesellschaft gedrängten Menschen, die „im Paradies verkümmern“ – und auch in ihm drücken Rhythmus und Melodie zwischen Protest und grandioser Hookline zugleich auf die musikalische Tube.

Ansonsten allerdings gilt, dass Garrett deutlich ruhiger und seine Stimme etwas brüchiger geworden ist, er aber auf jeden Fall noch immer so kritisch mit seiner Zeit und den Unerbittlichkeiten bei der Ausbeutung der Natur wie des Menschen umgeht, wie wir es bereits von „Diesel And Dust“ kennen. Doch damals war das noch die Zeit, als er 'nur' Musiker war – und nun kommt er als auf allen Ebenen, besonders der politischen, kämpfender Weltverbesserer daher, der nicht nur über all die Missstände in seinem Land und auf der Welt singt, sondern auch aktiv eingriff, um diese abzuschaffen oder wenigstens einzudämmen.

Thematisch greift er noch immer alles auf, was viele Menschen in ihrer Gier nach Wohlstand und Unterhaltung übersehen oder verdrängen oder scheißegal ist. Aus einem Arsch wird immer nur ein Furz kommen, auch wenn man ihm zwei Ohren anklebt und eine Clownsnase aufsetzt.
Und unter solch misslichen Bedingungen ging Garrett schon immer seinen Weg – besonders eben auch in seiner Musik und den dazugehörigen Videos, wenn er beispielsweise unmissverständlich schon auf seinem 2016er-Debüt-Album „A Version Of Now“ die Tierquälerei zur menschlichen Unterhaltung anprangerte. Und wer sich dieses Video genauer anschaut, wird überrascht sein, wenn er im aktuellen Video zu „Innocence Part 1 & 2“ Bilder wiederentdeckt, die er auf „Great White Shark“ bereits vor acht Jahren bestaunen durfte.

So darf Garrett sich heute als 70-Jähriger stolz auf die eigene Schulter klopfen und sein Leben sowie seinen unermüdlichen Einsatz Revue passieren lassen, von denen die folgenden Stationen die wohl bedeutendsten sind:

*MIDNIGHT OIL - Sänger, Songwriter, seit 1977
*Präsident der Australian Conservation Foundation (1989 - 1996)
*Vorstandsmitglied Greenpeace International (1993 - 1995)
*Arbeitsmitglied für Kingsford Smith 2004-2013
*Minister für Umwelt und Kunst 2007-2010
*Minister für Schulbildung und Jugend 2010-2013

Gegenwärtig ist Garrett ausschließlich wieder am musikalischen Horizont unterwegs, von dem er neben seiner Musik besonders in seinen Texten besagte Botschaften eines Weltverbesserers verbreitet, die man ihm nach solch einem Lebenslauf als langjähriger Verfechter sowie Aktivist für das friedliche Miteinander in einer Reihe von lokalen und globalen Themen zu 100% abnehmen kann.

Darum dient bereits als Album-Opener der extrem nachdenkliche wie ruhige und traurige Titel-Song, das im dazugehörigen Video übrigens mit den bedrückenden Worten: „Die Zuschauer der Szenen zu den Aborigines und Torres Strait Islander werden darauf hingewiesen, dass das folgende Video Bilder von bereits Verstorbenen enthalten kann“, eröffnet wird.

Sogar Polemik ist mitunter wohl eins der letzten Mittel in der Musik, um auf Probleme aufmerksam zu machen. Und genau diese Polemik beherrscht Garrett in seinen Texten und bringt sie im Grunde in (fast) jedem Song zur Geltung.

In diesem Stil – oder besser genau dem der vergangenen beiden MIDNIGHT OIL-Alben „The Makarrata Project“ (2020) und „Resist“ (2022) geht es nun auch auf „The True North“ weiter – pendelnd zwischen melodramatischen Balladen, hitverdächtigen Midtempo-Nummern und geradlinige Singer/Songwriter-Songs. Alles im deutlichen, unverkennbaren Garrett-Gesang vorgetragen und am Ende mit dem melodramatischen, tatsächlich in gewisser Weise von seiner Art und Aussageabsicht her an Lennons „Imagine“ erinnernd, sein trauriges, groß angelegtes, pathetisch wie hymnisches Finale mit „Everybody“ findet: „I find myself asking could I have done more / I find myself asking should I have done more...“
Klare Antwort: Mehr als ein PETER GARRETT kann man wirklich nicht tun, um diese Welt und die Musikkultur ein wenig besser zu machen!

FAZIT: „The True North“ ist die zutiefst persönliche Reflexion über eine einzigartige musikalische Reise des MIDNIGHT OIL-Sängers PETER GARRETT geworden, die gleichermaßen ihre Inspiration und Thematik aus den lebendigen Naturfarben der Umgebung Australiens sowie dem rücksichtslosen Umgang damit schöpft. Garrett ist noch immer der singende Weltverbesserer, der er schon bei MIDNIGHT OIL war und lässt uns genau das auch auf „The True North“ erneut nachvollziehen und miterleben, selbst wenn er musikalisch zwar ruhiger und stimmlich etwas fragiler klingt, so ist die Aussagekraft seiner Texte nach wie vor poetisch knallhart und ungebrochen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2071x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (17:55):
  • The True North
  • Paddo
  • Innocence – Part 1 & 2
  • Hey Archetype
  • Seite B (18:53):
  • Permaglow
  • Human Playground
  • Currowan
  • Meltdown
  • Everybody

Besetzung:

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